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Call for Papers #4:

Krieg und Geopolitik


Von einem „Ende der Geschichte“ sind wir meilenweit entfernt: Seit 1946 steigen die Zahl und die Intensität militärischer Konflikte, die immer mehr Kriegsopfer, ZivilistInnen wie SoldatInnen, fordern. Führende Nationen drehen an der Aufrüstungsspirale, die Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts überwunden schien. Staaten wie Deutschland, in denen sich eine pazifistische oder militärskeptische Zivilgesellschaft ab den 70er Jahren entwickelt hatte, beweisen in Politik und Medien nunmehr ihre Kriegstüchtigkeit. Während der Ukrainekonflikt zu einem gesamteuropäischen Krieg zu eskalieren droht, werden Pazifismus und Militarismuskritik in großem Stil diffamiert.

Der Krieg, das Morden, die Traumatisierungen und die Zerstörung sind bedingungslos zu verurteilen. Doch zugleich müssen wir vom berechtigten Empören gegen diese Barbarei zu ihrer Analyse fortschreiten; und diese hängt an grundsätzlichen Fragen: In welcher Art markiert der Ukrainekrieg die Rückkehr imperialistischer Konkurrenzkämpfe? Zu welchen Ergebnissen kommt eine Analyse des Krieg als ökonomischer Faktor? Kann Krieg noch klassisch als aufgrund von Überproduktion und Überakkumulation notwendige Wertvernichtung verstanden werden? Löst Krieg das Problem der Surplusabsorption im Monopolkapitalismus, wie bei Paul Baran und Paul Sweezy dargestellt? Stellt er als Kriegs- und Aufrüstungskeynesianismus eine aufgeschobene Lösung der kapitalistischen Krise dar? Oder gilt es mit Rosa Luxemburg, Kriege als Form der kapitalistischen Landnahme zu begreifen? Zudem stellt sich die Frage, ob uns der Rückblick auf die Analysen zum Krieg von Marx und Engels weiterhilft. Welche Maßstäbe legten die Theoretiker und Revolutionäre des 19. Jahrhunderts bei der Beurteilung von Kriegen ihrer Zeit an? Kann man von einer marxistischen Theorie des Krieges sprechen? Und in welchem Verhältnis stünde eine solche zur kritischen Sozialphilosophie und Gesellschaftskritik von Marx und Engels? Wie steht es zudem um den Begriff der Geopolitik und seinem Verhältnis zur marxistischen Analyse? Und was verrät die grüne Kriegspolitik Deutschlands über die Lage der Linken?

In der vierten Ausgabe des Jahrbuches möchten wir sowohl Beiträge versammeln, die sich aus einer allgemeinen Marxschen Perspektive mit Krieg und geopolitischen Konflikten auseinandersetzen, als auch solche, die sich auf konkrete vergangene oder gegenwärtige Konflikte beziehen. Wir laden daher dazu ein, Artikel, Debattenbeiträge oder Buchbesprechungen zu diesem oder auch zu anderen Themen bis zum 31. Dezember 2024 an die Redaktion (redaktion@jahrbuch-marxistische-gesellschaftstheorie.net) zu schicken. Die Redaktion begutachtet die eingegangenen Beiträge und kontaktiert die AutorInnen über deren Annahme oder Ablehnung.

 

Deadline: 31.Dezember 2024


 

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